Arzneimittelallergien können sich auf höchst unterschiedliche Weise bemerkbar machen: Hautrötungen, Quaddeln, Juckreiz, Schwellung der Schleimhäute, Niesen, Übelkeit und anderes mehr. Für den Hautarzt beginnt so regelrechte Detektivarbeit, denn die meisten Betroffenen und allergologisch ungeschulte Ärzte ziehen Medikamente als Auslöser häufig nicht in Betracht.
Neben ihrer erwünschten Wirkung haben alle Arzneimittel Nebenwirkungen, dazu zählen oft auch allergische Reaktionen. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Präparat als Tablette, Infusion, Zäpfchen oder Salbe angewendet wurde – jedes Arzneimittel ist verdächtig. Dann wird der Dermatologe zum Ermittler mit nicht selten mehreren „Unbekannten“, denn besonders alte Menschen und chronisch Kranke müssen häufig mehr als ein Medikament einnehmen. „Mit zwei Quadratmetern ist die Haut unser größtes immunkompetentes Organ. Da die meisten allergischen Reaktionen nach Medikamenteneinnahme sich folglich auf der Haut zeigen, müssen Betroffene umgehend den Hautarzt aufsuchen“, rät Dr. Michael Häberle, niedergelassener Dermatologe in Künzelsau. Häberle sieht die sorgfältige Anamnese, also die systematische Befragung des Patienten, als geeignetes Mittel, Medikamente als Auslöser für die allergische Reaktion dingfest machen zu können.
„Es kommt entscheidend darauf an, in welchem zeitlichen Rahmen sich die allergische Reaktion abspielt. Viele Patienten gehen angesichts der Symptome zunächst von einer nahrungsmittelbedingten Reaktion aus. Die genaue Befragung durch den allergologisch geschulten Arzt gibt hier Aufschluss“, so Häberle.
„Das höchste Risiko, eine Arzneimittelallergie zu entwickeln, bergen Antibiotika. Das liegt aber weniger am Medikament selbst, sondern daran, dass Antibiotika gegen Infektionen gegeben werden. Die Infektion bildet im Körper die Rahmenbedingungen für eine Sensibilisierung, also eine Überempfindlichkeit gegenüber dem Medikament“, erklärt Prof. Hans F. Merk, Präsident des Ärzteverbandes Deutscher Allergologen (ÄDA) und Direktor der Universitätshautklinik in Aachen. Als zweite große Gruppe der risikobehafteten Wirkstoffe gelten nach Auskunft Merks die Antikonvulsiva oder Antiepileptika. Aber auch sehr viel gebräuchlichere Wirkstoffe wie etwa Acetylsalicylsäure (ASS) führen immer wieder zu allergieähnlichen Symptomen.
Die allergischen Symptome selbst geben keinerlei Aufschluss über die Ursache, nur die zeitliche Nähe zur Medikamenteneinnahme legt den Verdacht einer Arzneimittelallergie nahe. Und auch hier gibt es Schwankungen: „Die Symptome können unmittelbar oder erst mehrere Tage nach Einnahme des Medikaments auftreten. Nesselsucht, asthmatische Reaktionen oder auch der anaphylaktische Schock erfolgen sehr schnell, während eine Vaskulitis, also eine Entzündung von Blutgefäßen, erst nach einigen Stunden auftritt. Als Spätreaktionen sehen wir die Exantheme auf der Haut mit Rötungen, Pusteln oder auch bläschenartigen Quaddeln und Juckreiz, gelegentlich auch Bläschen bis zur Blasenbildung“, so der Direktor der Hautklinik Aachen.
Um diese Reaktionen einem bestimmten Wirkstoff zuordnen zu können, ist eine Allergiediagnostik notwendig, die innerhalb von sechs Monaten nach der Reaktion erfolgen sollte – verbunden mit der Ausstellung eines Allergiepasses, um Betroffene besser zu schützen. Ein solcher Pass gibt im Falle eines Unfalls oder bei stationärer Aufnahme dem behandelnden Arzt Aufschluss über die Allergie, so dass er die medikamntöse Behandlung gezielt darauf einstellen kann.
Quelle: BVDD
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