Starkes Schwitzen kann lästig sein, besonders wenn ein unangenehmer Schweißgeruch hinzukommt. Häufiges Waschen und Deo helfen vielen Betroffenen nur bedingt. Eine effektive Lösung bieten Behandlungen mit Botulinumtoxin (umgangssprachlich: „Botox“).
Unangenehmes Schwitzen, oft auch unabhängig von Hitze oder körperlicher Belastung, ist eine Krankheit. Der Hautarzt unterscheidet zwei Hauptformen: Die Hyperhidrose, also die Absonderung von ungewöhnlich viel Schweiß, und die Bromhidrose, bei der der Schweiß besonders unangenehm riecht.
„Die Hyperhidrose kann nur an bestimmten Körperstellen auftreten oder sogar am ganzen Körper“, erklärt Dr. Johannes Müller-Steinmann, ärztlicher Leiter des Hautarztzentrums Kiel. „Ein bis zwei Prozent der Deutschen haben eine Hyperhidrose. Am häufigsten tritt sie an Handflächen und Fußsohlen auf. Für die Betroffenen ist das sehr unangenehm, da die Schweißausbrüche zu den unpassendsten Zeiten kommen können. Über die Ursachen ist man sich noch nicht restlos im Klaren. Oft sind andere Krankheiten Auslöser oder Verstärker, zum Beispiel Hormonstörungen, Diabetes oder Kreislauf-Erkrankungen.“
Riechender Achselschweiß belastet Betroffene sehr
Bei der Bromhidrose wird zwar nicht unbedingt übermäßig viel Schweiß abgesondert, er riecht jedoch besonders unangenehm. Dies liegt daran, dass die Schweißdrüsen bei Betroffenen ungewöhnlich viele Stoffwechselprodukte (kurzkettige Fettsäuren und Amine) absondern, die wahlweise ranzig oder säuerlich riechen. Lokal sind besonders häufig Leistenregion, Achselhöhlen und Füße betroffen. Da Geruchsentwicklung hier schnell mit mangelhafter Körperhygiene verbunden wird, sind Betroffene dadurch häufig psychisch belastet und sozial eingeschränkt.
In den meisten Fällen von Hyperhidrose und Bromhidrose sind topische Therapien mit Salben oder Antitranspirantien kaum hilfreich, auch Medikamente bringen häufig kaum Linderung. Endgültige Lösung verspricht die chirurgische Entfernung der verantwortlichen Schweißdrüsen in den betroffenen Körperregionen. Aber: „Die Operation der Schweißdrüsen hat ihre Tücken“, weiß Müller-Steinmann. „Neben häufigen Folgewirkungen wie Wundheilungsstörungen und Narben ist auch das Ergebnis oft schlechter als erwünscht, weil nicht alle Drüsen erwischt wurden. Ein Zusatzproblem besteht noch bei Jugendlichen, die ja besonders stark unter dem Stigma des Schwitzens leiden: Deren Schweißdrüsen sind noch in der Entwicklung, können also meist gar nicht effektiv entfernt werden.“
Botox kann Schwitzen effektiv verhindern
Die Alternative ist die Injektion von Botulinumtoxin, das aus der ästhetischen Medizin als Wundermittel gegen Falten bekannt ist. Der Wirkstoff lähmt in einem eng begrenzten Areal die Übertragung von Nervenimpulsen. Dieser Effekt kann benutzt werden, um die Funktion der Schweißdrüsen einzuschränken oder ganz stillzulegen.
„Für die Behandlung der Hyperhidrose ist die Behandlung mit Botox inzwischen als eine der wenigen wirklich wirkungsvollen Therapien anerkannt“, betont Müller-Steinmann. „Studien zeigen zudem, dass die gleiche Wirkung auch bei der Behandlung von Bromhidrose helfen kann. Botulinumtoxin kann Schweißentwicklung und Schweißgeruch effektiv hemmen.“
Wie bei allen Botulinumtoxin-Behandlungen gilt: Der Wirkstoff wird vom Körper nach und nach neutralisiert. Die Wirkung der Behandlung lässt also nach einiger Zeit nach. Empfohlen ist eine Wiederholung ungefähr jedes halbe Jahr, um die Schweiß- und Geruchsentwicklung dauerhaft unter Kontrolle zu bringen.
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