Jucken und Brennen am Po oder gar Blut am Toilettenpapier? Keine falsche Scham: Solche Beschwerden sollten abgeklärt werden! Meist stecken Hämorrhoiden dahinter.

Niemand spricht gerne darüber, doch jeder hat sie: „Bei Hämorrhoiden handelt es sich um Schwellkörper im After, die für den Feinverschluss des Darmausgangs zuständig sind“, erklärt Prof. Markus Steinert, Hautarzt und Experte für Proktologie (Enddarmerkrankungen) in Biberach. Die ringförmig angeordneten Blutgefäßpolster schwellen an, um gemeinsam mit dem Schließmuskel Stuhl zurückzuhalten und dichten den Darmausgang insbesondere gegen Flüssigkeit und Gase ab. Wenn Stuhl passieren soll, schwellen sie ab.

Zu Beschwerden kann es kommen, wenn Hämorrhoiden dauerhaft erweitert bleiben. „Meist liegt eine erblich bedingte Veranlagung zugrunde“, erläutert Prof. Steinert. Harter Stuhl und vermehrtes Pressen bei der Darmentleerung oder auch Durchfall strapazieren Bindegewebe und Muskulatur und begünstigen das Auftreten eines Hämorrhoidalleidens. Auch in der Schwangerschaft oder bei Übergewicht wird das zarte Gewebe vermehrt belastet.

Ist die Funktion der Hämorrhoiden beeinträchtigt, kann ungewollt Luft aus dem Darm entweichen oder Flüssigkeit austreten. Erstes Anzeichen sind häufig Nässen und Stuhlverschmutzungen in der Unterwäsche. Aus dem Darm ausgetretene Stuhlflüssigkeit reizt zudem die Haut, die dann oft juckt und brennt. Ein entzündliches Analekzem kann sich entwickeln. Wenn vergrößerte Hämorrhoiden aus dem After herausragen, kann es zu Druckgefühlen und schmerzhaften, blutenden Einrissen kommen. Verkrampfungen beim Stuhlgang sind dann häufig die Folge, die das Problem noch verschlimmern – „ein Teufelskreis kann entstehen“, warnt Prof. Steinert.

Keine Angst vor dem Proktologen!

Viele Patienten bagatellisieren Beschwerden oder scheuen sich aus Scham, einen Arzt aufzusuchen, so die Erfahrungen des Proktologen. Häufig versuchen Betroffene, das Jucken und Brennen selbst mit Salben, Cremes oder Sitzbädern zu behandeln. Das kann Hautreizungen und -entzündungen zwar kurzfristig lindern. „Vergrößerte Hämorrhoiden lassen sich so jedoch nicht beheben“, betont Prof. Steinert. Sie führen daher immer wieder zu Beschwerden. „Hinzu kommt, dass die Symptome nicht immer auf Hämorrhoiden zurückzuführen sind“, betont der Experte. Auch eine juckende Pilzinfektion, eine schmerzhafte Analfissur, eine Analvenenthrombose oder gar eine Krebserkrankung kann zugrunde liegen. Deshalb sollten Betroffene nicht versuchen, vermeintliche Hämorrhoidenprobleme „auszusitzen“, sondern sich überwinden und bei einem proktologisch versierten Hautarzt vorstellen.

Bestätigt sich der Verdacht auf ein Hämorrhoidenleiden, stehen je nach Schweregrad unterschiedliche Behandlungsverfahren zur Verfügung. „Je früher ein Hämorrhoidalleiden behandelt wird, desto einfacher ist in der Regel die Therapie“, erklärt Prof. Steinert: Im Anfangsstadium, wenn die erweiterten Hämorrhoiden noch nicht tastbar sind, kann eine Verödung, eine sogenannte Sklerosierung, vorgenommen werden. Dabei wird in die erweiterte Hämorrhoide fein dosiert ein Verödungsmittel eingespritzt, das zu einer Schrumpfung und somit Selbstheilung führt. Vergrößerte Hämorrhoiden, die aus dem Darmausgang ragen, sich nach dem Stuhlgang jedoch spontan zurückziehen (Grad 2) oder zurückschieben lassen (Grad 3), können mit einer Gummiringligatur behandelt werden. Damit werden Teile der Hämorrhoiden abgebunden, die schließlich abfallen. Nach der Abheilung ist das Gefäßpolster in der Regel wieder voll funktionsfähig. Bei Hämorrhoiden Grad 3 können häufigere Behandlungen erforderlich werden. Um Hämorrhoiden im Stadium 4, die nicht mehr reponierbar sind, zu behandeln, ist meist ein chirurgischer Eingriff notwendig.

Tipps vom Hautarzt: Hämorrhoiden vorbeugen

  • Sorgen Sie für einen guten Stuhlgang. Eine ballaststoffreiche Ernährung mit viel Rohkost unterstützt die Verdauung. Bevorzugen Sie pflanzliche Nahrung, besonders Gemüse und Salate sowie Produkte aus Vollkorn statt Weißmehl.
  • Trinken Sie ausreichend, am besten täglich mindestens zwei Liter.
  • Vermeiden Sie starkes Pressen beim Stuhlgang, warten Sie besser, bis sich der Stuhldrang von selbst einstellt.
  • Verbringen Sie keine langen Sitzungen auf der Toilette – das belastet die Schwerkraft die Hämorrhoidenpolster. Lesen Sie Ihre Zeitung lieber auf dem Sofa!
  • Feuchttücher sind nicht zu empfehlen, da sie zu Reizungen führen und enthaltene Duftstoffe Allergien auslösen können.

Quelle: BVDD