Menschen mit chronischem Handekzem (CHE) leiden unter einer massiven Einschränkung der Lebensqualität. Die schuppigen und rissigen Hautareale schmerzen und jucken, die Funktionalität der Hände ist eingeschränkt. Viele Betroffene schämen sich angesichts des Zustands ihrer Hände, betrachten diese doch geradezu als ihr persönliches Aushängeschild.
Das CHE ist eine dauerhafte, entzündliche Hauterkrankung der Hände. Die meisten Erkrankten erwerben das Ekzem durch Kontakt mit Reizstoffen und Allergenen im beruflichen Alltag. Anders Sonja W.: Bei ihr zeigten sich bereits mit 13 Jahren erste Anzeichen eines Handekzems, ohne dass sie regelmäßig mit Ekzem-auslösenden Substanzen in Berührung gekommen war. Was folgte, war ein langer Leidensweg, der von Schmerzen, unzureichender Behandlung und häufig sozialer Ausgrenzung gekennzeichnet war. Die heute 25-jährige Studentin erinnert sich, wie ihre Haut häufig so kaputt war, dass sie selbst bei der kleinsten Beanspruchung aufriss: „An manchen Tagen war meine Haut in einem so schlimmen Zustand, dass ich nicht einmal ein Marmeladenglas alleine öffnen konnte. Beim Händewaschen brannte das Wasser wie Feuer auf meiner Haut und die Gesichtscreme musste ich mit dem ekzemfreien Handrücken auftragen“, berichtet Sonja W. aus ihrer Leidenszeit mit CHE. Dazu kam die Scham für das Aussehen der Hände, die von roten Schrunden überzogen waren. Die junge Frau ersann Strategien, um ihre Hände zu verstecken, vermied Begrüßungen per Handschlag. „Die Blicke und Reaktionen anderer Menschen waren schlimm für mich. Ich freute mich auf den Winter, denn dann konnte ich Handschuhe tragen und keiner sah meine Hände“, so die Erinnerungen der jungen Frau.
Frustrierend waren für Sonja W. auch die zahlreichen Heilversuche: Ob Kortison, das weiterhin häufig bei CHE verordnet wird, oder homöopathische Ansätze – nichts half. Mit jeder neuen Behandlung keimte Hoffnung, die dann mit der Rückkehr des Ekzems enttäuscht wurde. „Damit müssen Sie wohl für immer leben, war meistens die Antwort der Ärzte“, erzählt Sonja W.
Dr. Steffen Gass vom Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD) kennt viele solcher Leidensgeschichten. „Wer selber nicht an einem CHE erkrankt ist, kann sich kaum vorstellen, wie sehr der Alltag und das soziale Miteinander durch diese Erkrankung erschüttert werden. Patienten mit CHE benötigen eine rasche, adäquate Hilfe durch den dermatologischen Facharzt. Mittlerweile steht eine wirksame Therapie mit Alitretinoin-Kapseln zur Verfügung, die frühzeitig eingesetzt werden sollten“, so der Dermatologe aus dem bayrischen Günzburg. Diese Behandlungsform war es auch, die den Leidensweg von Sonja W. beendete. Nach der Behandlung konnte sie ihre Hände zum ersten Mal seit vielen Jahren gesund sehen: „Mir wurde durch diese Therapie eine mir nicht mehr bekannte und erhoffte Lebensqualität geschenkt.“
Prof. Thomas Diepgen aus Heidelberg hat eine deutschlandweite Studie zur Behandlung des schweren CHE mit Alitretinoin durchgeführt. Er kommt zu dem Schluss, dass eine kurze Vorerkrankungsdauer zu einer kürzeren Therapiedauer führt – ein frühzeitiger Therapiebeginn dementsprechend den Therapieerfolg begünstige. Viele Patienten würden aber weiterhin nicht adäquat versorgt. „Die Studiendaten weisen auf eine deutliche Unterversorgung von Patienten mit schwerem CHE hin. Nur ein relativ kleiner Anteil der Patienten erhalte eine Therapie, die den aktuellen wissenschaftlichen Leitlinien entspricht.
Etwa 300.000 Menschen in Deutschland leiden an einer schweren Form des CHE. Die Krankheit führt zu erheblichen therapeutischen und volkswirtschaftlichen Kosten, etwa durch Arbeitsausfall. Prof. Matthias Augustin vom Competenzzentrum Versorgungsforschung in der Dermatologie errechnete, dass ein CHE-Patient die gesetzliche Krankenversicherung mit über 2.000 Euro pro Jahr belastet, die Berufsgenossenschaften gar mit über 6.700 Euro. „Die hohen Krankheitskosten des CHE rechtfertigen eine leitliniengerechte Therapie mit Alitretinoin. Nicht nur die Lebensqualität und Arbeitsfähigkeit der Patienten wird durch diese Behandlung verbessert. Die Therapie birgt auch erhebliche Einsparpotentiale für das Gesundheitssystem“, so Augustin.
Quelle: BVDD
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