Der Kundin die Frisur stylen, den Chef per Handschlag begrüßen, Gemüse fürs Abendessen putzen: Wer an einem Handekzem leidet, empfindet schon alltägliche Handgriffe als Tortur. Schreitet die Hauterkrankung fort, kann diese sogar zur Aufgabe des Berufes zwingen.
Berufsbedingte Hauterkrankungen stehen schon seit Jahren an der Spitze der angezeigten Berufskrankheiten. Die weitaus häufigste berufsbedingte Hauterkrankung ist das Handekzem. Besonders gefährdet sind Friseure, Bäcker, Metallarbeiter, Fliesenleger, Maurer, Reinigungskräfte oder Krankenpfleger. Vor allem „Feuchtarbeiten“, wie sie Friseure oder Reinigungskräfte tagtäglich verrichten, strapazieren Haut und Hände. Auch Pflegekräfte, die auf penible Hygiene achten und häufig Hände waschen müssen oder Handwerker, die Verschmutzungen vielleicht gar mit Scheuersand und Wurzelbürste entfernen, schädigen den natürlichen Säureschutzmantel der Haut nachhaltig. Hauteigene Lipide werden regelrecht „ausgewaschen“, die Haut verliert verstärkt Feuchtigkeit, trocknet aus, wird spröde und rissig und damit noch empfindlicher für hautreizende Schadstoffe. Auch Werkstoffe wie Zement können die Haut extrem austrocknen. Hände, die stark schwitzen, sind besonders anfällig.
„Fehlen dann konsequenter Hautschutz und die richtige Pflege, kann sich ein irritatives Kontaktekzem entwickeln“, erklärt Dr. Sonja Molin von der Klinik und Poliklinik für Allergologie und Dermatologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München: Die Haut vor allem am Handrücken und in den Fingerzwischenräumen rötet und entzündet sich. Schmerzhafte Rhagaden können entstehen. Bläschen und heftiger Juckreiz können ein Hinweis auf eine Allergie sein. Nicht selten entwickelt sich aus einem irritativen ein allergisches Kontaktekzem. Denn aufgrund der geschädigten Barrierefunktion der Haut steigt das Risiko für Allergien auf Substanzen, mit denen die Hände häufig in Kontakt kommen.
Eine atopische Diathese, das heißt eine angeborene Überempfindlichkeit der Haut gegenüber Umwelteinflüssen, kann das Entstehen eines Handekzems begünstigen, erklärt Molin. Die Betroffenen leiden zudem oft unter Heuschnupfen.
Bleibt ein Handekzem unbehandelt, verschlechtert sich der Hautzustand zusehends. „Schwere chronische Handekzeme können die Lebensqualität erheblich einschränken“, weiß Molin.
Hände sind unsere Visitenkarte, wir kommunizieren mit unseren Händen und sie sind Werkzeuge mit enormen Fähigkeiten. „Viele Patienten schämen sich für ihr Handekzem“, berichtet Dr. Ines Brautzsch, Hautärztin in Bad Berka, aus ihrer Praxis. Vorurteile der Umwelt erhöhen den Leidensdruck noch. Manche Betroffene fühlen sich wie „Aussätzige“, dabei ist ein Handekzem nicht ansteckend. Händeschütteln zur Begrüßung oder das Bedienen von Kunden an der Frischetheke wird häufig zum Spießrutenlauf. Auch die Friseurin, für die gepflegtes Aussehen ein Muss ist, fühlt sich durch ihr Handekzem stigmatisiert. „Die psychische Belastung kann die Hauterkrankung wiederum verschlimmern und in einen Teufelskreis münden“, erklärt Ines Brautzsch.
Der Juckreiz, mit dem das Ekzem einhergeht, stresst zusätzlich und kann einen erholsamen Schlaf stören. Ein Handekzem kann manuelle Tätigkeiten stark einschränken und alltägliche Verrichtungen in Beruf wie Privatleben behindern. „Jeder hat schon die Erfahrung gemacht, wie unangenehm bereits ein kleiner Riss oder Schnitt am Finger bei jedem Handgriff brennt und schmerzt“, erklärt Brautzsch. „Umso mehr macht ein entzündetes, mit zahlreichen schmerzhaften Rissen und Rhagaden übersätes Handekzem das Abschleifen eines Werkstücks ebenso zur Tortur wie das Waschen von Salat fürs Abendessen.“ Schwere chronische Handekzeme können sogar zur Aufgabe des Berufes zwingen.
Wer im Beruf regelmäßig hautschädigende Tätigkeiten verrichten muss und mit möglicherweise allergieauslösenden Kontaktstoffen in Berührung kommt, sollte daher frühzeitig eine berufsdermatologische Beratung beim Hautarzt anstreben. Einen Verdacht auf ein berufsbedingtes Handekzem sollte man unbedingt der Berufsgenossenschaft melden, die dann die Kosten für alle erforderlichen Maßnahmen trägt. Vorrangiges Ziel ist stets, die Arbeitsfähigkeit zu erhalten – sollte dies nicht möglich sein, kann es unausweichlich werden, eine Umschulung oder Berentung in die Wege zu leiten.
Quelle: BVDD
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