Vermeintlich gesunde Lebensmittel sind für viele Menschen ein Tabu: Wer an Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten leidet, verbindet zum Beispiel frische Milch untrennbar mit Durchfall, Äpfel mit Bauchkrämpfen oder Sauerkraut mit Hautrötungen.

„Man darf Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten nicht mit Allergien verwechseln: Es handelt sich um keine Überreaktion des Immunsystems, sondern um eine Störung der Verdauung“, erklärt Dr. Johannes Müller-Steinmann, leitender Arzt des Hautarztzentrums Kiel. So mangelt es dem Körper bei Laktose-Intoleranz an dem Enzym Laktase, das Milchzucker (Laktose) im Dünndarm in Traubenzucker (Glukose) und Schleimzucker (Galaktose) zerlegt. Der Milchzucker wandert damit unverdaut weiter in den Dickdarm und wird dort vergoren – der Verzehr von Milchprodukten führt so zu Blähungen, Krämpfen und Durchfall. Wer hingegen auf Obst mit Magen-Darm-Beschwerden reagiert, besitzt vermutlich zu wenig des Eiweißes GLUT-5. Dieses leitet Fruchtzucker (Fruktose) vom Darm ins Blut über. Allergieähnliche Symptome nach dem Genuss von Rotwein, Bier, Fischkonserven, Räucherfleisch oder gereiftem Käse können dadurch entstehen, dass das zum Abbau von Histamin nötige Enzym nicht ausreichend aktiv ist.

„Für das fehlende Enzym Laktase im Darm gibt es Ersatz in der Apotheke. Ansonsten kann man die Ursachen der Störungen leider nicht beheben. Insofern sollten Betroffene je nach Stärke der Beschwerden die entsprechenden Lebensmittel meiden“, sagt Dr. Müller-Steinmann. „Ein Tipp: Oft hilft es schon, Milch durch fermentierte Produkte wie Joghurt oder Quark zu ersetzen. Obst wird als Abschluss einer Mahlzeit am besten vertragen.“