Ob Mallorca oder Sansibar: Eine Reise in die Tropen ist ein besonderes Erlebnis. Doch eine Infektionskrankheit kann dann die Entdeckerfreude erheblich dämpfen. Zu den unliebsamen Reisesouvenirs, die Urlauber sich bei einem Tropenaufenthalt einfangen können, zählen auch Parasiten der Haut.

Hautinfektionen sind neben fieberhaften Infektionen und Durchfall die häufigsten Erkrankungen während oder nach einem Aufenthalt in den Tropen. „Viele Bakterien, Viren und Hautpilze gedeihen in dem feuchtwarmem Klima besonders gut“, erklärt Dr. Ines Brautzsch, Hautärztin in Bad Berka. Hinzu kommen oft ungünstige hygienische Verhältnisse und eine eingeschränkte medizinische Versorgung.

In den Tropen gibt es noch zahlreiche Infektionserkrankungen, die in West- und Mitteleuropa längst in Vergessenheit geraten sind, wie beispielsweise Lepra oder Milzbrand. Große Sorge bereite nach wie vor die hohe Rate HIV-Infizierter in weiten Teilen Afrikas, so Dr. Brautzsch.

Infektionen der Haut verlaufen oft ausgeprägter oder führen zu regelrechten Epidemien. Besonders gefährlich sind Stechmücken. Sie können die Malaria, das Gelb- oder auch das Denguefieber übertragen.

Die Stiche von Sandmücken können zu einer Infektion mit Parasiten der Gattung Leishmania führen. Die Erkrankung, die früher als „Orientbeule“ bezeichnet und schon von Karl May als „Aleppo-Beule“ beschrieben wurde, ähnelt anfangs einer Insektenstichreaktion. Oft erst nach der Urlaubsreise fällt dann eine Papel auf, die über Wochen langsam weiter wächst und sich schließlich zu einem Hautgeschwür entwickelt. Eine solche Leishmaniasis kann man sich übrigens nicht nur in den Tropen, sondern auch im Mittelmeerraum einfangen. „Ein Insektenstich, der nicht abheilt, oder ein verdächtiges Hautgeschwür sollte unbedingt dem Dermatologen vorgestellt werden“, rät Dr. Brautzsch.

Ein unliebsames Urlaubsmitbringsel kann auch die Larva migrans cutanea sein. Dabei handelt es sich um einen Befall der Haut mit Hakenwürmern, die man sich vor allem beim Barfußlaufen an Badestränden einfangen kann, die mit Hunde- oder Katzenkot verunreinigt sind. Da der Mensch ein Fehlwirt ist, können sich die Larven zwar nicht weiterentwickeln und sterben nach einigen Wochen ab. Bis dahin können sie jedoch in der Haut wandern und verursachen dabei Entzündungen, die heftig jucken. Bei unerklärlichen rötlichen, geschlängelten Linien, die vor allem an den Fußsohlen auftreten, sollten Tropenreisende daher an einen solchen „Hautmaulwurf“ denken und einen Hautarzt aufsuchen.

Ebenfalls am Badestrand können Urlauber sich Sandflöhe einfangen, Ursache der sogenannten Tungiasis. Das Weibchen gräbt sich in die Haut ein und stirbt nach der Eiablage ab. Auffällig werden juckende, langsam wachsende knotige Herde, aus denen der Hinterleib des Weibchens erkennbar herausragt. Diese treten vor allem an den Fußsohlen, in den Zehenzwischenräumen oder unter den Nägeln, seltener an den Händen oder in der Genitalregion auf. Nicht selten kommt es zu einer eitrigen Infektion. Rund 80 Fliegenarten können die menschliche Haut zur Eiablage nutzen und eine sogenannte Myiasis auslösen, die zu furunkelähnliche Hautveränderungen führt.

Auffälligkeiten an der Haut können auf eine Vielzahl weiterer Tropenerkrankungen hinweisen. Dr. Brautzsch rät daher, in solchen Fällen einen Hautarzt aufzusuchen und den Dermatologen unbedingt über die vergangene Reise zu informieren.

„Aufgrund zunehmender Reiseaktivitäten von Urlaubern und auch von Auslandsbeschäftigungen in global tätigen Unternehmen werden Tropenerkrankungen auch hierzulande an Bedeutung gewinnen“, prognostiziert Dr. Brautzsch. Zudem könne der Klimawandel möglicherweise dazu führen, dass auch in Mitteleuropa Krankheitserreger auftreten, die bislang vor allem aus den Tropen bekannt sind. Ein neues Fortbildungsangebot der Arbeitsgemeinschaft für Dermatologische Infektiologie und Tropendermatologie (ADI-TD) für Dermatologen trägt dieser Entwicklung Rechnung. Inzwischen haben bereits erste Hautärzte eine neu geschaffene zertifizierte Zusatzausbildung in „Tropen- und Reisedermatologie“ der Deutschen dermatologischen Akademie absolviert.

Quelle: BVDD