Deutschland im EM-Fieber und die Kids mittendrin. Und nach der Live-Übertragung geben sie alles beim Kick auf dem Bolzplatz wie ihre großen Vorbilder. Wenn dann aber ein aufgeschürftes Knie oder gar eine Platzwunde dem Spielspaß ein jähes Ende bereitet, dann kommt kein Mannschaftsarzt, dann sind Papa und Mama gefragt. Gut, wenn die nicht nur die Abseitsregel beherrschen, sondern auch in Sachen Wundversorgung fit sind.
Kleinere und größere Blessuren gehören zum Kinderalltag. „Eine Wunde gut unter fließendem Leitungswasser ausspülen“, empfiehlt Hautarzt Dr. Ulrich Klein aus Witten dann als erste Maßnahme. Zudem sollte die Wunde mit einem Wundspray desinfiziert werden. Bei kleineren, oberflächlichen Bagatellverletzungen genügt es, anschließend ein – möglichst steriles – Pflaster aufzulegen. „Günstig sind Produkte mit Silberbeschichtung, die antibakteriell wirken“, rät Dr. Klein. Besteht kein ausreichender Tetanusschutz, sollte unbedingt eine sofortige Impfung erfolgen.
Stärkere Verunreinigungen sollte der Arzt beheben, der notfalls auch unter örtlicher Betäubung Schmutzpartikel entfernen kann.
Tiefere, klaffende oder gequetschte Wunden, Schnittverletzungen oder Platzwunden müssen ebenfalls ärztlich versorgt werden – und zwar schnellstmöglich, betont Dr. Klein. Stärkere Blutungen sollten auf dem Weg zum Arzt mit einer sterilen Kompresse oder einem sauberen Tuch abgedrückt werden. „Muss die Wunde genäht oder geklebt werden, sollte dies idealerweise innerhalb der nächsten zwei Stunden geschehen“, erklärt Dr. Klein.
Wunden sollten während des Heilungsprozesses gut beobachtet werden. Entzündet sich das Wundgebiet, rötet sich und schwillt an, kann dies ein Hinweis auf eine Infektion sein, die antibiotisch behandelt werden muss.
Oberflächliche Wunden heilen meist ab, ohne Spuren zu hinterlassen. Sind jedoch tiefere Hautschichten verletzt, entsteht während des Wundheilungsprozesses eine Narbe. Narbengewebe sieht nicht nur unschön aus, sondern ist auch weniger elastisch und belastbar als gesunde Haut, kann spannen, schmerzen und jucken und gerade bei Kindern, die noch im Wachstum sind, je nach Lokalisation die Beweglichkeit einschränken. „Eine gute Wundversorgung trägt maßgeblich dazu bei, dass die Narbenbildung möglichst unauffällig bleibt“, betont Dr. Klein. Wunden, die sorgfältig vernäht werden, hinterlassen kaum sichtbare Narben. Verschmutzungen und Infektionen aber können die Wundheilung stören und die Narbenbildung verschlimmern. Zudem sei die „Narbenruhe“ besonders wichtig: „Deshalb bei Spiel und Sport vorsichtig sein, um weitere Verletzungen, Zug oder Dehnung im Narbengebiet zu vermeiden“, rät der Dermatologe, „und frische Narben besonders gut vor Sonnenlicht schützen“.
Um die Narbenqualität zu verbessern, sei zudem eine Behandlung mit einem Narbengel sinnvoll, so Dr. Klein. Damit sollte begonnen werden, sobald sich über der Wunde eine neue Hautschicht gebildet hat und der Schorf abgefallen ist beziehungsweise die Fäden gezogen sind. Regelmäßig sanft einmassiert, halten Präparate mit Silikon oder Zwiebelextrakt das Narbengewebe elastisch und beugen einer überschießenden Narbenbildung vor. Spannungsgefühl, Juckreiz und Schmerzen werden gelindert. Die Behandlung erfordert allerdings Geduld und sollte drei bis sechs Monate fortgeführt werden. Um eine überschießende Narbenbildung zu verhindern, kann auch ein Druckverband angelegt werden.
Bleibt dennoch eine ausgeprägte, störende Narbe zurück, bietet der Hautarzt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten an, die auch kombiniert werden können: So können Wirkstoffe wie Zwiebelextrakt mittels Ultraschallwellen in tiefere Hautschichten eingebracht werden, um die Rückbildung des Narbengewebes zu unterstützen. Unterspritzungen mit Kortison können Wucherungen des Narbengewebes eindämmen. Wulstiges, sogenanntes hypertrophes Narbengewebe kann mit verschiedenen Lasersystemen oder durch Kryotherapie – einer Vereisung mit flüssigem Stickstoff – abgetragen werden. Dies Behandlungsstrategien lassen dann auch unliebsame Erinnerungen an den Bolzplatz nach und nach vergessen.
Quelle: BVDD
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